Von Mohammad Yousuf
Muhammad Iqbal (9. November 1877 – 21. April 1938) war ein muslimischer Dichter, Philosoph und Politiker aus dem Punjab (im heutigen Pakistan), dessen Gedichte auf Urdu und Persisch unter den größten der Neuzeit gelten. Seine Vision eines unabhängigen Staates für die Muslime inspirierte die Geburt Pakistans.
Im Jahre 1907 lebte er sechs Monate in Heidelberg, um Deutsch für seine Doktorarbeit zu lernen. Er schrieb ein Gedicht mit dem Titel „Ein Abend am Neckar“, das in Heidelberg veröffentlicht wurde. Das Iqbal Ufer entlang des Neckars ist nach ihm benannt.
Später schrieb er das Werk “WAS SOLLTE GEMACHT WERDEN, O IHR MENSCHEN DES OSTENS?”, das 1936 zwei Jahre vor seinem Tod veröffentlicht wurde. Es ist als “Pas Che Bayad Kard Ae Aqwam-e-Mashriq” in Gedichtform in persischer Sprache verfasst, um eine breitere Leserschaft in der muslimischen Welt zu erreichen. Das Werk ist ein Kern von Iqbals lebenslangem Wissen über Islam, Religion, Leben und seine Ansichten über die westliche Welt. Darin beklagt er, dass die Menschen im Osten zwar ihre eigene reiche Kulturtradition und Lebensphilosophie haben, aber unter dem dominierenden Einfluss des Westens dem Charme der vorherrschenden materiellen und atheistischen Kultur erlegen sind.
Iqbal verurteilt nachdrücklich die Trennung von Religion und Politik nach westlichem Denken, die besagt, dass Religion eine private Angelegenheit des Einzelnen sei und daher nichts mit dem sozialen, politischen oder wirtschaftlichen Leben der Menschen zu tun habe. Westliche Ideologien wie Kapitalismus, Sozialismus, Imperialismus, Nationalismus basieren auf der Überzeugung, dass Materie und Geist grundsätzlich verschieden seien und dass Materie primär und wichtiger für unser Leben sei als Geist.
Diese Trennung des weltlichen Lebens von seiner spirituellen Grundlage, so Iqbal, sei die Hauptursache für all das Unwohlsein und Leiden, das wir heute in westlichen Ländern sehen. Leider habe die Gegenwart vergessen, dass Geist primär und wichtiger als Materie ist. Die bloße Vernunft könne also nicht von großem Nutzen sein, wenn man nicht sein Auge “mit der Lampe des Herzens” erleuchte. Dies bedeute jedoch nicht, dass wir den materiellen Aspekt unseres Lebens ignorieren sollten. Nein, es müsse ein Gleichgewicht zwischen den beiden – Geist und Materie – geben.
Schließlich fordert Iqbal uns Muslime auf, den Fehler des Westens zu vermeiden, indem wir nicht versuchten, zwischen diesen beiden wichtigen Aspekten des Lebens zu trennen. Mit Nachdruck legt er uns Muslimen nahe, die letzte Botschaft Gottes an die Menschheit – den Koran und die Sunna (das Leben) des Propheten –, die uns zu einem besseren Leben in dieser Welt und im Jenseits führen werden, sorgfältig zu studieren. So fleht er uns an, Ishq e-Rasul (Liebe zum Propheten) zu entwickeln, die durch die Ausübung des Glaubens des Islam im täglichen Leben zum Ausdruck gebracht werden kann.
Obwohl in einfachem Persisch geschrieben, ist das Buch ein Meisterwerk: es zeichnet sich durch umfangreiche Erkenntnisse und tiefgreifende Gedanken aus.