Miteilung an all diejenigen, die an einem Dialog zwischen Christen und Muslimen interessiert sind

Morgenland–Abendland ist an christliche Abendländler gerichtet. Da ich selber aus christlichem Milieu entstamme, und nach meiner Konversion zum Islam vor fast dreißig Jahren begonnen hatte neben Koran auch mal eine Bibel in die Hand zu nehmen, da wurde das Forschungsthema – Vergleich Koran-Bibel und Islam-Christentum – mir zum Steckenpferd.

Die Bibel zu lesen, zu rezitieren und auswendig zu lernen wird in christlichen Milieus keineswegs gefördert, und deshalb hatten wir auch kein Exemplar zu Hause. Weder Eltern, noch die Schule, nicht einmal Kirchenvertreter hielten uns dazu an, das Neue Testament oder die gesamte Bibel – und sei es auch nur als RECLAM-Ausgabe – zu erwerben und wenigstens eins der vier Evangelien, einen der Paulusbriefe, die Genesis oder die verschiedenen Jesusworte zu memorieren. Mit der Konversion zum Islam wurde dann auf einmal alles anders. Nicht dass ich dann alles Christliche von mir schob, nein, ich kaufte mir erst einmal eine Bibel und las auch sie, natürlich nachdem ich den Koran in Deutsch und in Arabisch durchgelesen hatte. Und als dann Jahre später einmal die Diskussion auf die sogenannte Integration von Muslimen in die abendländische Gesellschaft kam und der Satz viel, dass diese Muslime nicht immer  nur auf ihren Koran fokussiert sein, sondern auch christliche Werte annehmen sollten, da konnte ich erwidern, dass es keineswegs das Christentum gewesen war, das mich auf seine heiligen Schriften aufmerksam gemacht hatte, sondern einzig und allein der Islam. So war in meinem Fall der Islam Antriebmittel gewesen, dass ich mich mit meiner alten Religion, also mit christlichen Werten, auseinandersetzte. Und was fand ich in dem Alten und Neuen Testament?

  • Erst einmal kein einziges Wort über die Dreifaltigkeit. Denn als diese im zweiten Jahrhundert in das Christentum eindrang und im vierten Jahrhundert dogmatisch verbindlich gemacht wurde, waren die biblischen Texte schon fixiert.
  • Ferner befindet sich in den vier Evangelien die Bezeichnung für den Messias Jesus als „Diener Gottes“, der Begriff „Sohn Gottes“ wurde in der christlichen Urgemeinde nur im übertragenen Sinn gebraucht, so wie gläubige Christen allgemein „Kinder Gottes“ genannt wurden.
  • Weiter ist mit keinem Wort der Marienkult vorzufinden. Die Mutter Jesu war eine sehr fromme Frau, aber niemand der Evangelienschreiber sah in ihr ein göttliches, anbetungswürdiges Wesen.
  • Auch kommen die gesamte Heiligenverehrung und das Papstwesen nirgends in den Heiligen Schriften des Neuen Testamentes vor. Im Gegenteil gab es während der ersten Jahrhunderte lediglich Bischöfe, und in den fünf wichtigsten Städten des Römischen Reichs – das waren Konstantinopel, Alexandrien, Rom, Jerusalem und Antiochien – gab es Patriarchen. Nachdem es aber nach dem Zerfall des Römischen Reichs zwischen den Patriarchen Roms und Konstantinopels zu Rivalitäten gekommen war, erstarkten ab dem achten Jahrhundert das Papsttum und parallel dazu der Katholizismus in Germanien.

Jedoch fand ich demgegenüber viele Übereinstimmungen zur islamischen Lehre. Zuerst einmal die bewegenden Worte Jesu zu seinen Jüngern, bevor er sich von ihnen trennte, dass der Endzeitprophet namens Mohammad صلى الله عليه وسلم kommen werde und die Religion Gottes auf der ganzen Erde verbreiten werde. Und Jesus عليه السلام legte dann den Menschen nahe, diese Religion auch anzunehmen. Jesu Aussagen über seinen Nachfolger, den Endzeitpropheten Muhammad صلى الله عليه وسلم, findet man in griechischen Ausgaben des Johannesevangeliums unter der Bezeichnung Parakletos, welches eine Verzerrung des ursprünglichen Namens Perikleitos ist. Und Perikleitos ist die Übersetzung des Eigennamens Muhammad.

Jesu Aussagen über den Islam und dessen Aufblühen zur Weltherrschaft findet sich ebenfalls in einem griechischen Begriff, sprich Basileia, wieder. Johannesevangelium sowie Johannesapokalypse sprechen von dem Tausendjährigen Reich oder vom Reich Gottes auf Erden. Christliche Ausleger sehen dieses Ereignis nach dem Tag der Auferstehung, eine Darstellung, die durch die biblische Bemerkung, dem Tausendjährigen Reich folge eine Periode, in der der Teufel das Sagen habe, widersprochen wird. Denn dem Teufel kann doch nicht noch nach dem Weltuntergang Macht über das Geschehen gegeben werden. Der geschichtliche Ablauf hat uns in der Tat deutlich gemacht, dass die messianische Vorhersage sich nur auf das Islamische Weltreich bezogen haben kann. In der Tat  war das Zeitalter vom siebenten bis siebzehnten Jahrhundert durch das Leben der Muslime im Islamischen Weltreich charakterisiert. Der Islam als die Religion Gottes regelte jeden Moment des täglichen Lebens, privat und öffentlich.

Einer der Verse des Evangeliums, der Heiligen Schrift, die Jesus عليه السلام durch ُGabriel عليه السلام von Allah سبحانه وتعالى erhalten hatte, thematisierte dieses Weltreich in dieser Periode. Es handelte sich um das Gleichnis eines Getreidefeldes, das seine Triebe hervorbringt und stärker werden lässt, so dass sie verdicken und ebenmäßig auf ihren Halmen stehen, so dass es den Anbauern gefällt. Das bestätigt auch so der Koran. (Sure 48, Vers 29). Die heutigen vier kanonischen Evangelien bezeugen allesamt dieses Gleichnis auch heute noch.

Dann fand ich zahlreiche Übereinstimmungen zwischen Neuem Testament und islamischer Lehre in Sache Glaubensfragen und frommen Werken. In der Tat kann man beim Lesen der Bibel erkennen, dass Jesus عليه السلم an Allah سبحانه وتعالى , Den Einen Gott, glaubte, Ihn anbetete, Ihn anflehte, sich vor Ihm niederwarf, Ihn als seien Herrn anerkannte, fern davon sich Sohn Gottes zu nennen. Jesus عليه السلام und seine Apostel vollendeten ihren Glauben durch gute Taten und Frömmigkeit. Sie beachteten deshalb das vorgeschriebene Gesetz, praktizierten Beschneidung, hielten den Sabbat, aßen weder Schweinefleisch, noch Ungeschächtetes, noch Götzenopferfleisch.

Die Sache ist nämlich die: Wenn man zahlreiche Schriften des Neue Testaments mit folgendem Vorbehalt liest, dass bei ihrer Entstehung alte Quellen als Vorlagen dienten, die dann paraphrasiert und kopiert wurden, wobei kein Unterschied zwischen dem Originaltext und Randbemerkungen oder Fußnoten gemacht wurden, dann kann man ohne große Schwierigkeit das Originale vom Zugedichteten unterscheiden. In zahlreichen Texten kann man sogar eine Schichtung von Ebenen unterschiedlicher religiöser Milieus erkennen. Aber die ältesten Schichten, also die an den Ursprung am nächsten heranreichenden Sätze und Paragraphen, sind weitgehend mit dem Islam und seiner Lehre identisch.

In dieser Hinsicht lesen wir:

“Allah bezeugt, dass es keinen Gott gibt außer Ihm;

und (ebenso bezeugen es) die Engel und diejenigen, die Wissen besitzen; 

Der Wahrer der Gerechtigkeit, es gibt keinen Gott außer Ihm,

Dem Allmächtigen und Allweisen.

Gewiss, die Religion bei Allah ist der Islam.

Doch diejenigen, denen die Schrift gegeben wurde (Juden und Christen),

wurden erst uneinig, nachdem das Wissen zu ihnen gekommen war

– aus Missgunst untereinander.

Doch wer Allahs Zeichen verleugnet, so ist Allah schnell im Abrechnen.

(Der Heilige Koran, Sure 3, Verse 18 und 19)