Wie das Einvernehmen zwischen Glauben und Wissen nach islamischer Lehre einen Beitrag für die Moderne geleistet hat.

Diese Skizze nach Al-Biruni stellt die relativen Positionen zwischen Sonne, Erde und Mond dar. Al-Biruni erkannte richtig, dass die scheinbare sich täglich ändernde Gestalt des Mondes der Teil seiner erhellten Seite ist, die zur Erde geneigt ist.

Diese Skizze nach Al-Biruni stellt die relativen Positionen zwischen Sonne, Erde und Mond dar. Al-Biruni erkannte richtig, dass die scheinbar sich täglich ändernde Gestalt des Mondes der Teil seiner erhellten Seite ist, die zur Erde geneigt ist. Damit liegt der Mond auf dem Scheitelpunkt zwischen den Schenkeln Sonne-Mond und Erde-Mond. (Koran, 36, 39)

Widersprechen sich Glaube und Wissen?

Die islamische Lehre befürwortet Harmonie zwischen geistigen und materiellen Angelegenheiten, also zwischen Glauben und materieller Welt. Wenn man von Schöpfung spricht, dann ist es in keiner Hinsicht ein Widerspruch zu den wissenschaftlichen Entdeckungen, und seien sie auf dem neuesten Stand.

Fassen wir die Hauptlinien der Schöpfung, also der Entwicklung des Kosmos und seines Aufbaus, die uns Gott im Koran offenbart, zusammen: Allah schuf aus dem materiellen Nichts (36,82) das Weltall, das seither mit einer unsichtbaren Kraft expandiert (51,47). In einer frühen Phase bestand die gesamte Materie aus einer homogenen Masse, die Er danach in Himmel und Himmelskörper aufspaltete (21,30 und 35,1). In vier Zeiten ließ Er die chemischen Elemente entstehen (41,10), und in zwei weiteren Zeiten schuf Er aus einer Gaswolke das Sonnensystem mit unserem Heimatplaneten, der Erde (41,11). Dazu gab Er zuerst dem sogenannten irdischen Himmel seine maximale Ausdehnung, dann ließ Er die Sonne zünden und schließlich den Gesteinsplaneten Erde durch Asteroiden-Kollisionen (15,19) entstehen (79,27-30). Er ließ den Unterhalt für das Leben auf ihr und das Wasser herunterkommen (79,31-33 und 15,20-21). Die Entwicklung des Universums, so belegt Gott in Seiner Heiligen Schrift, unterliegt stetigen Veränderungen. Der Kosmos weitet sich aus (51,47), und jedes Objekt darin verfolgt eine ihm zugewiesene Bahn (21,33 und 36,40).

Damit bot die islamische Lehre ein kosmologisches Modell an, das weder geozentrisch noch heliozentrisch ausgerichtet ist, sondern das Universum als Ganzes betrachtet, vom dem unser Sonnensystem ein kleiner, bescheidener Teil ist.

Und in diesem Sinne wurde auch die im Altertum weit verbreitete und im christlichen Abendland übernommene Annahme, das Universum habe weder einen Anfang noch ein Ende und sei unveränderlich, widerlegt. Und die aristotelische Lehrmeinung, die Erde sei der statische kosmische Mittelpunkt, um den sich alle Himmelskörper drehen, wurde falsifiziert. Der aristotelische und ptolemäische Geozentrismus war lediglich eine dogmatische Ausrichtung, die nicht aufrecht zu erhalten war.

Wer also unter den Muslimen die Heilige Schrift konzentriert und mit naturwissenschaftlichem Bewusstsein liest, der muss bei dem Vers 38 aus Sure „Ya-Sin“: „die Sonne läuft zu einem für sie bestimmten Aufenthaltsort“ aufhorchen und sich fragen, wie das denn mit einem Geozentrismus zu vereinbaren sei, der davon ausgeht, dass die Sonne in Kreisbahnen um die Erde kreise. Aber ein zielgerichteter Weg schließt doch eine Kreisbahn aus.

Im folgenden Vers der gleichen Sure „Ya-Sin“ erfährt der Leser bezüglich der täglich wechselnden Form des Mondes: „Und dem Mond haben Wir [Allah] das rechte Maß in Himmelspunkten festgesetzt“. Auch das ist mit Geozentrismus nicht vereinbar, da nicht nur dem Mond, sondern gleichzeitig auch der Sonne Himmelspunkte zuerteilt werden müssten. Im Gegenteil unterstreichen dieser Vers sowie die folgenden beiden Verse aus Sure „Die Sonne“: „Bei der Sonne und ihrer Morgenhelle und dem Mond, wenn er ihr folgt“, dass die Sonne in der Hierarchie der Himmelskörper höher als der Mond sein muss. Wichtig ist, dass hiermit nicht die scheinbare Abfolge aus der Sicht der Erdenbewohner gemeint ist, da zuweilen ja der Mond zeitlich vor der Sonne aufgeht.

Dann stößt der Leser in derselben Sure „Ya-Sin“ auf die Verse „Wir ziehen vor ihr [der Nacht] den Tag weg“ (37) und „Weder ziemt es der Sonne, den Mond einzuholen, noch wird die Nacht dem Tag zuvorkommen, alles schwimmt in einer (jeweils eigenen) Laufbahn“ (40), was eindeutig weder ein geozentrisches noch ein heliozentrisches Weltbild zulässt, denn alles bewegt sich, ausnahmslos alles.

Und was die drei wichtigen Himmelskörper – Sonne – Erde – Mond – betrifft, so stehen sie zueinander in einem hierarchischen Verhältnis, das die Sonne zentralisiert und den Mond auf die untere Ebene stellt, da er der Sonne folgt und durch die Winkel zur Erde, also durch seine Himmelspunkte, seine scheinbaren Formen erhält. Die nach der Schöpfung der Sonne hingebreitete und rotierende Erde muss sich also um die Sonne drehen und der Mond um die Erde.

Dennoch ist das System nicht heliozentrisch, da die Sonne weder im Zentrum des Weltalls steht, noch immobil ist, sondern auf einer ihr zugewiesenen Laufbahn einem bestimmten Aufenthaltsort zuläuft.

Soweit zu den kosmologischen Informationen, die wir aus erster Hand aus dem Koran erhalten.

Kommen wir schließlich zum Thema Forschung, speziell was zum Thema Kosmologie noch nicht im Koran erwähnt ist. Sollen wir uns darüber hinaus noch anstrengen, um noch mehr Wissen zu erhalten? Und wenn „ja“, wie?

Die islamische Lehre bejaht ganz deutlich, dass der Mensch sich über die Informationen hinaus, die er aus dem Koran erhält, noch mehr Wissen aneigne. Dazu lehrt Allah in Seinem Heiligen Koran die Gläubigen, zu schauen aber nicht zu vermuten. Wir lesen in den Suren „Die Spinne“ und „Der Stern“:

„Sag: Reist auf der Erde umher und schaut,

wie Er [Allah]die Schöpfung am Anfang

[das erste Mal] gemacht hat.“

(Der Heilige Koran, 29, 19-20)

 

„Vermutungen nützen nichts gegenüber der

Wahrheit [Wirklichkeit].“

(Der Heilige Koran, 53, 28)

 

Damit stand die Position des Islam. Es gibt eine Wirklichkeit, die sich von der Unwirklichkeit abgrenzen lässt. Das Aufstellen von Vermutungen ist eine ungültige Arbeitsweise, da sie leicht in die Irre führen und so zu einer Quelle unwahrer Aussagen werden kann.

Deshalb gilt es nach der Wirklichkeit zu forschen. „Reist auf der Erde umher und schaut“, wie Allah die Welt, die Erde, die Lebewesen oder die vergangenen Völker geschaffen hat, ist eine Einladung an den Menschen, systematisch Daten über die geschaffenen Dinge und Lebewesen auf dieser Welt zusammenzutragen, so dass sie uns als Beweis dienen, dass es keinen Gott außer Allah gibt.

Diese Methode des richtigen Hinschauens sollte Schule machen, denn ab dem siebenten Jahrhundert nahmen die Muslime des entstehenden Islamischen Weltreichs die Worte in ihrer Heiligen Schrift sehr ernst und begannen zu forschen. Sie erlebten eine kulturelle Blüte und einen achtjahrhundert Jahre dauernden wissenschaftlich-technischen Vorsprung vor dem Abendland. Während dieser Zeit flossen Entdeckungen, Erfindungen, Ideen und damit zusammenhängend neue Begriffe im Rahmen eines Kulturtransfers aus den islamischen Ländern in das Abendland. Erst nach dem Ende des Mittelalters kam dieser Transfer zum Erliegen, und das Abendland baute seinen eigenen wissenschaftlich-technischen Fortschritt auf jenen Grundlagen aus dem islamischen Erbe des Morgenlandes auf.